Allgemein

Die "Echte Feige" (Ficus carica) ist ein mittelgroßer Baum oder Strauch aus der Gattung der Feigen (Ficus). Sie zählt zu den ältesten domestizierten Nutzpflanzen und wird im gesamten Mittelmeergebiet angebaut. Sie hat wie alle Feigen eine komplexe Bestäubungsökologie.

Die Gattung Ficus umfasst etwa 1000 vor allem tropische, sehr vielgestaltige Arten, die vorwiegend immergrün sind. Sie gehören zu den Maulbeerbaumgewächsen.

Die Feige ist ein Strauch oder kleiner Baum mit einer Wuchshöhe von bis acht Metern. Sie ist sommergrün und laubwerfend. Die Krone ist bei alten Individuen sehr breit und ausladend, jedoch unregelmäßig und niedrig. Der Stamm ist oft knorrig, gedreht oder gebogen. Die Verzweigung beginnt schon in geringer Höhe. Die Rinde ist glatt, hellgrau. Die ganze Pflanze führt Milchsaft.

Die Blätter sind rund 20 bis 30 Zentimeter lang und fast ebenso breit und stehen wechselständig an den Zweigen. Sie sind fest und ledrig-steif. Sie sind handförmig in drei bis fünf Lappen geteilt. Die Oberseite ist dunkelgrün und rauhhaarig, die Unterseite ist heller und nur auf den Blattnerven deutlich behaart. Der Blattstiel ist fünf bis acht Zentimeter lang.

Die Blütenökologie ist bei der Echten Feige noch komplizierter als bei der Gattung Feigen generell, da hier nicht nur Feige und Gallwespen interagieren, sondern zusätzlich zwei Feigenvarietäten zusammenspielen müssen. Wie bei allen Feigen werden die Blüten durch eine zwei bis drei Millimeter große Gallwespenart, die Feigengallwespe (Blastophaga psenes) bestäubt (die nördlich der Alpen nicht vorkommt).

Inzwischen gibt es jedoch auch Feigenrassen, die nicht mehr auf Bestäubung angewiesen sind, sondern die Früchte ohne Bestäubung (parthenokarp) ausbilden. Dies ermöglicht es z. B. auch, dass in Mitteleuropa Einzelbäume fruchten können. Je nach den Voraussetzung für die Fruchtbildung unterscheidet man drei Gruppen von Feigensorten:

Die Früchte sind eigentlich Fruchtstände. Gegessen wird Achsengewebe, das die kleinen Blüten umschließt, sowie die eigentlichen Früchte. Aus den weiblichen Blüten entstehen kleine Steinfrüchte. Viele Fruchtsorten haben nur weibliche Blüten. Zwar entwickeln sich auch ohne Befruchtung Feigen (Parthenocarpie), bei erfolgter Befruchtung ist der Fruchtansatz jedoch besser. Daher arbeitet man in den Hauptanbaugebieten mit Caprifikation: In die Kronen blühender Fruchtsorten wird ein Ast einer ungenießbaren, auch männliche Blüten tragenden Bocksfeige (Caprificus) gehängt. In den Blütenständen leben Feigenwespen (Blastophaga psenes), eigentlich Parasiten, aber die einzigen, die Feigen bestäuben können. In den großblütigeren Fruchtsorten können sie jedoch nicht parasitieren, weil ihr Legestachel nicht lang genug ist, daher verlassen sie den Blütenstand wieder.

Die Heimat und die Wildform der Echten Feige sind nicht bekannt. Die Heimat wird in Südwestasien (am Kaspischen Meer, Nordwest-Türkei) vermutet, jedoch wird die Art seit der Antike im gesamten Mittelmeerraum kultiviert, wo sie auch vielfach verwildert ist. In wintermilden Regionen kann sie auch weitab ihrer Heimat gedeihen, so gibt es Exemplare etwa auf den dänischen Ostseeinseln und in Südengland.

Nördlich der Alpen, beispielsweise in den Schweizer Gemeinden Sisikon, Weggis oder Gersau, können Feigenbäume in Gegenden mit Weinbauklima an gut geschützten Stellen, wie etwa an Hauswänden und in hellen Innenhöfen, gedeihen und fruchten. Neue Züchtungen sind auch frosthart bis unter minus 20 Grad Celsius. In Deutschland gedeiht die Echte Feige vor allem im Weinbaugebiet Pfalz an der Deutschen Weinstraße, auch im Dresdner Elbtal ist sie vertreten. In diesen Breiten bildet die Feige aber nur einmal, im Herbst, reife Scheinfrüchte.

Wie viele der Pflanzen in der Pfalz stehen, weiß niemand genau. Schätzungen von 50.000 scheinen realistisch, denn überall zwischen Speyer und Neustadt, zwischen Bad Bergzabern und Frankenthal trifft man in Vorgärten oder Innenhöfen auf die südländische Pflanze mit den typischen, gelappten Blättern. Während die Feigenbäume am Mittelmeer bis zu zehn Meter hoch werden, nehmen sie in der Pfalz meist die Form eines drei bis sechs Meter hohen Strauchs mit einem kurzen, dicken Stamm an. Die etwa 80 Gramm schweren Früchte werden im Juli und August reif, in guten Jahren wie etwa 1999 ist sogar eine zweite Ernte im Spätherbst möglich. Hundert bis zweihundert Früchte trägt ein ausgewachsener Baum, die Pfälzer Ernte insgesamt kann daher auf mindestens 80.000 Kilo geschätzt werden.

Ein gewerbsmäßiger Anbau in Pfälzer Gefilden wäre indes etwas für besonders Mutige - und ist vermutlich deshalb bisher unterblieben. Denn erstens verderben die Früchte rasch, sie müssen sofort frisch verarbeitet werden. Zweitens reifen nicht alle Feigen an einem Baum gleichzeitig, sondern hintereinander. Das mag denjenigen freuen, der einen oder zwei Sträucher im Garten hat und sich während der Saison jeden Morgen vier oder fünf frische Früchte pflücken kann. Eine Vermarktung im großen Stil aber setzte angesichts dieser Eigenarten der Pflanze einen Anbau auf großen Flächen voraus.